Die 68er und die Folgen
06.10.2023
Das heutige Deutschland mit seiner durch die letzten Jahren tief gespaltenen Gesellschaft hat nicht nur ein politisches Problem mit seiner Regierung, sondern auch mit dem inneren und von Einigen als tief gestörten Haltung bezeichneten Zustand. Besser: wo bleibt der Selbsterhaltungstrieb, wenn wie derzeit eine ganze Armee offensichtlich geistig defekter Handlanger die Menschen malträtieren?
Die Schuld auf die angeblichen "Volksvertreter" alleine zu schieben, trifft das Problem nicht ganz, denn es sind nüchtern betrachtet nur einige Wenige an der Spitze, die ein ganzes Volk tyrannisieren und der Mensch trachtet im Normalfall danach, sich gegen Bedrohungen bis zur Spitze zu wehren.
Woher kommt diese suizidale Hingabe an die Verleugnung als kritischer Mensch und die beinahe stoische Hingabe zur eigenen Vernichtung?
Ein Erklärungsversuch führt in die 60er, genauer in die von Vielen romantisierte 68er Bewegung, die mit einer kleinen Anzahl von Menschen aus dem akademischen Studentenmilieu im Nachkriegsdeutschland sich aufmachte, eine ganze Gesellschaft mit neuen Ideen und Phantasien umzukrempeln.
Vorab: die den dann folgenden Jahrzehnte entstammen eine ganze Reihe von maßgebenden Politikmarionetten. Nicht unerwähnt seien die GRÜNEN, die sich zwar 1980 erst gründeten, deren Personal aber gerade dem geistigen Milieu der Spät 68er entsprangen. Eine Rückwärtsbetrachtung in diese Zeit des Umbruchs in diesem Jahrzehnt ist eine Möglichkeit, die heutigen Folgen des Zerfalls der sozialen Strukturen zu erklären.
Vor der Revolte: Die Sechziger Jahre mit allen Vorzeichen konnten das dann folgende erahnen lassen (Zeitstrahl).
1963: das Ende der 14järigen "Ära Adenauer", dem deutschen, konservativen Nachkriegskanzler, inmitten eines Deutschlands, das in politischen Skandalen versank. Erhard war von 1963 bis 1966 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Die außerparlamentarischen Opposition (APO) trat gegen die seit 1966 regierende sog. große Koalition aus CDU und SPD an. Durch Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) wurden die von dieser Regierung 1968 erlassenen Notstandsgesetzgebung kompromisslos durchgesetzt und führten zu harten Debatten, denn immerhin wurden 28 der 145 Artikel des Grundgesetzes dadurch geändert. Im Gegensatz zu heute sorgte dies noch für massive Proteste seitens der Opposition.
Die Wirtschaftskrise 1966/67 tat ihr übriges zur allgemeinen Unzufriedenheit genauso wie die durch Kriege geprägte geopolitische Weltlage. So führte z.B. Israel den 6-Tage-Krieg und die Amerikaner führten den desaströsen Vietnamkrieg. Dies wurde in Deutschland breit thematisiert.
Doch auch innerhalb der Jugendbewegung tat sich etwas, mit der Gründung der Kommune 1 im Januar 1967 sollte eine Alternative zum klassischen Familienverbund beispielhaft entstehen. Dies war die Vorlage für die bis heute bekannten Wohngemeinschaften, war aber von linken Ideologien geprägt.
Die frei denkende Jugend und deren Vordenker forcierten überhaupt die Hingabe zur linken Lehre und zur Toleranz der Andersartigkeit: in studentischen und universitären Kreisen genauso beliebt wie Drogen, Rock und das Spiel mit den Geschlechtern. Die Ablehnung klassischer Familienbilder und gesellschaftlicher Normen waren Basis der inneren Rebellion. Ebenso wie lange Haare und auch ein weitgehend amerikanisiertes Konsumverhalten.
Doch neben Diskussionen über die neuen Werte entstand auch die Erkenntnis, dass das bestehende politische System nur durch Gewalt sich vom Kurs abbringen lässt.
Denkwürdig für diese Zeit ist der Zusammenhang mit der in dieser Zeit entstandenen RAF, deren Ziele in den heutigen Geschichtsbüchern auf Gewalt und Terror in der Zivilgesellschaft reduziert wird. Kritische Zeitzeugen haben diese vom politischen Mainstream verbreitete Version immer angezweifelt, denn der Staat, genauer die Regierung erklärte dem Volk mit Notstandsgesetzen und vielen mehr den Krieg. Interessanterweise hatte man bei der RAF auch damals schon die Erkenntnis, dass US-Militärbasen auf deutschem Boden mit Duldung und Unterstützung der Regierung Kriege in der Welt befeuerten und ein wichtiges Ziel des Kampfes waren.
Dass eine kleine entschlossene Gruppe Deutschland in Atem hielt und oft die Diskussion über deren Taten (zumindest zu Beginn) darüber bei der Jugend auch zur offenen Sympathie führte, ist Tatsache. Die angeblichen RAF-Suizide in Haft Ende der 70er bestätigen, dass das seinerzeit bekämpfte politische System seine hässliche Fratze auch nach der Inhaftierung der Gruppe zeigte und unverdrossen "zurückschlug".
Viele Ideen dieser Zeit haben sich allerdings manifestiert. So entsprangen zahlreiche Politiker den 60ern: allerdings schnell angepasst, gefügig gemacht und der politischen Macht verfallen. Die einstige Streitlust der alternden Akademikergeneration führte zur inneren Wehrlosigkeit und Anpassung: dass auch hier der Nachwuchs bereits ideologisch fern jeglichen Aufbruchwillens aufwuchs war voraus zu sehen.
Eine Theorie ganz Kritischer besagt, dass die 68er Bewegung bei den Meisten etwas tiefes hinterlassen hat: moralischer Zerfall, andauernde Orientierungslosigkeit und ein zerstörtes Verständnis zur nationalen Identität.
Könnte dies alles zu den Folgen der heutigen gesellschaftlichen Apathie führen, die oder deren Nachkommen heute an vielen Stellhebeln von Poliitk und Wirtschaft sitzen? Kritiker der 68er Bewegung haben auch die Ansicht, dass die Straßenopposition letzten Endes ein ferngesteuertes gesellschaftliches Experiment anderer Mächte war. Das Ziel war nicht ein starkes Deutschland sondern die innere Spaltung. Ganz wie heute.
Die "Hauptthemen der 60er Jahre" fokussierten sich fast allesamt auf ferne Schauplätze anstatt sich der Frage nach der eigenen realen Welt zu stellen und die linken Ideologen schoben wohl aus gutem Grund die eigene deutsche Geschichte nicht in den Blickpunkt einer möglichen neuen Lösung für dieses Land.
Die Zeiten gleichen sich: (Corona)Notstandsgesetze und das (noch) Fehlen einer starken Opposition im Bundestag sowie eine erstarrte Zivilgesellschaft. Der heutige Widerstand der normierten Jugend und ihrer Vorbilder ist im Gegensatz zu den 60ern weitgehend verstummt bzw. wird auf sinnnfreie Klimaproteste und dem bis zum widerlichen Feiern von Transpersonen gelenkt. Der Staat hält sich eine Meute von willigen und gewaltbereiten Menschen, die anstatt gegen die politischen Sklaventreiber vorzugehen, sich gegen Meinungsabweichler richtet.
Die beinahe sklavische Ergebenheit des heutigen und größten Teils der (jungen) Zivilgesellschaft gegenüber ihren politischen Peinigern: man stellt sich verwundert die Frage, warum sich eine APO 2.0 nicht schon längst aus den kritischen Denkresten gebildet hat und wie damals eine roten Linien zieht.
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